Der Schwede...

...so heißt er bei uns

 

Im Urlaub 2014 waren wir, nach unserer Norwegenreise, wieder in Schweden und genossen die zweite Woche Urlaub unter anderem bei diversen Freunden um uns ein wenig auzutauschen und zu ratschen.

Einer davon war Christer, der mich vor ein paar Jahren schon in Deutschland besucht hat. Natürlich durfte der auf unserer Besuchsliste nicht fehlen. Wir kamen bei ihm an und wunderten uns über seinen "neuen" Wagen, nen Volvo 940.Wir wussten ja, daß Christer ein wenig Autoverrückt ( hat sich nen Ford Mustang und nen Ford Cortina wieder komplett aufgebaut ) ist und so wunderten wir uns eben, daß er einen so "schnöden" Volvo besaß.

Beim Kaffee und diversen Zimtschnecken später fragte ich ihn, wie er zu dem Auto kam. Ein Glücksgriff meinte er, den Wagen hat vor ihm sein Sohn gefahren und davor ein älterer Herr der Familie. Er wäre in einem so guten Zustand, daß er den Wagen nicht an Fremde verkaufen wollte als der Wagen weg sollte....so übernahm Christer den Wagen als Alltagsfahrzeug.

Wir besahen uns den Wagen und mussten ein wenig neidisch zugeben, daß der in einem richtigen Traumzustand war. Fast 18 Jahre alt aber sah aus wie frisch vom Band gerollt.

Spontan bot ich ihm 2000 € dafür...er lachte nur und meinte : Nej ! War klar, also 3000 € Antwort : No ! wir saßen weiter beim ratschen als ich es dann wissen wollte und bot ihm 4000 € Antwort Öööhhm...äääh...öööhm...NO ! Schade, der Wagen hatte Katja und mir sehr gut gefallen....Top Zustand, kein Rost gepflegt und einfach schön

 

 

Abends beäugten wir nochmals den Volvo und Christer meinte er würde zusammen mit Sigge seine Augen offen halten und für uns einen vernünftigen Wagen in gleichwertigem Zustand suchen. Ich ´gab zu bedenken, daß es auch in Deutschland viele solcher Volvos diesen Typs gab, aber mit meistens immens viel Kilometern drauf und daß seiner mit grad mal 100000 Kilometern auf der Uhr ja grade mal richtig eingefahren wäre....Er meinte nur, "...hier gibts sowas noch öfter, Super Zustand mir wenig Kilometern... " So zogen wir bei ihm dann wieder ab und warteten einfach mal ab, was er finden würde.

So zogen ein paar Monate ins Land und ab und zu konnte ich es mir nicht verkneifen, in Schweden via Internet passende Autos, die mir gefallen würden, zu suchen. Auch der Volvo " Amazon " kam für mich in Frage , ein toller Alltagsoldtimer, der aber für mein Budget nicht den passenden Zustand hatte, ich hätte also noch viel Zeit ( hab ich eh zu wenig ) und Geld  ( hab ich auch zu wenig ) investieren müssen um mir den Amazon entsprechend herrichten zu können.

Auch die Volvos der 900er Serie, die ich mir ausgeguckt hatte (vorzugsweise mit 6 Zylinder Motoren ) waren wohl nicht so das wahre, nachdem mein Freund Sigge sich die entsprechenden Kandidaten angesehen hatte bzw telefonische Auskünfte eingeholt hat. Egal, wir haben ja Zeit bis zum nächsten Schwedenurlaub und somit eilte ja nichts.

Gegen Ende Oktober hatte ich mit Christer wieder mal Mailkontakt und irgendwie kam darin der Satz vor, ob ich noch an seinem Volvo interessiert wäre.... Klar sagte ich, und er meinte, er würde ihn an mich verkaufen, da er mit seinem Sohn David gerade einen anderen Volvo aufbaue und er mir seinen eben verkaufen könnte. Ich sagte, er solle sich Gedanken über den Kaufpreis machen und sich bei mir mit ein paar Infos zum Auto wieder melden. Das machte er ein paar Tage später und ich war noch mehr begeistert von dem Wagen...Scheckheftgepflegt....Unfallfrei....Nichtraucher....Top Zustand.... echt klasse !

Als dann seine Preisvorstellung kam rückte der Volvo dann doch wieder in weite Ferne....6000 Euronen sollte der dann doch noch kosten, das war mir dann im ersten Moment doch zu heftig. Ich teilte ihm das mit und er meinte es wäre kein Problem, er müsse den Wagen ja nicht verkaufen, aber unter dem Preis gebe er ihn nicht her.

So fing ich an, Informationen über Volvos, speziell den 940er zu sammeln. Diverse Foren im Netz halfen mir dabei und viele rieten mir dazu den Volvo für das Geld zu nehmen. Es gäbe zwar auch billigere Volvos, aber wenn dieser tatsächlich in besagtem Zustand wäre, was ich ja wußte, wäre der Kaufpreis absolut okay. Nachdem ich mit Katja darüber gesprochen hatte waren wir uns dann schnell einig: Wir wollten Ihn haben !

Nun stellte sich die Frage, wie ich den Volvo denn nach Deutschland bekommen würde.... Am liebsten würde ich ihn ja selber fahren.... also zum Landratsamt und mal nachgefragt, allerdings war das Ergebnis niederschmetternd ! Es gab keine Möglichkeit, den Wagen unkompliziert und schnell mit Kurzzeitkennzeichen,roter Nummer, Zollkennzeichen oder ähnlichem zu überführen....alternativ mit nem Pkw und Anhänger hochfahren und den Volvo huckepack nach Deutschland bringen, war mit zu kostenintensiv, weil ich mir erstmal ein Auto mit Anhänger hätte mieten müssen. Die Möglichkeit, in auf der Ladefläche eines Lkw's rüber zu bringen war mir so gesehen auch zu teuer.... So fragte ich einfach meinen Freund, ob er den wagen auf sich zulassen könne und mir somit die Fahrt auf eigener Achse nach Hause zu ermöglichen....was sich als einfachste und billigste Möglichkeit herausstellte. Jetzt musste ich nur noch zusehen, wie ich nach Schweden kommen würde, denn fliegen war mir, wen wunderts, einfach zu teuer. Da ich aber immer noch Kontakt zu mehreren Arbeitskollegen von früher habe, die immer noch wöchentlich nach Schweden fahren, fragte ich da mal nach und es war kin Problem, bei einem Kollegen von früher mitzufahren.

So nahm ich meine letzten 5 Tage Urlaub, nachdem Christer mir mitgeteilt hatte daß " mein "Wagen zugelassen und versichert war, und stieg am Sonntag früh mit in Hardis Laster um nach Schweden aufzubrechen.

Die Fahrt nach Rostock verlief ruhig und Problemlos und unterwegs trafen wir noch einen Kollegen der Firma, der mich in Schweden fast an mein Ziel bringen würde. Ich habe berits im Jahr 2000 mit dem berufsmäßigen Schwedenfahren aufgehört und so war ich nicht wenig erstaunt, wie sich der Hafen in Rostock verändert hatte.

Am Montagmorgen, nachdem wir von Schiff gerollt waren ( ich saß ja jetzt beim Jakob im Lkw ) ging es erstmal los zum ersten Kunden um einen Teil der geladenen Ware zu entladen. Nach de Belieferung von einigen weitern Kunden, die alle Richtung Göteborg lagen kamen wir abends in Stenungssund, ca 40 Kilometer oberhalb Göteborgs,an. Mein persönliches Taxi zum Ziel hatte ich vorher telefonisch bestellt und Sigge holte mich gegen 19 Uhr in Stenungssund ab. um halb neun abends waren wir am Hotel, das Sigge für mich gebucht hatte, ich brachte meine Klamotten aufs Zimmer und dann ging es endlich zu meinem Auto, das nur ca 2 Kilometer entfernt bei Christer auf mich wartete. Gegen 21 Uhr trafen wir bei ihm ein und ich sah meine Wagen schan am Straßenrand stehen. Frisch geputzt und in Bestform :-) Wir begrüßten uns sehr herzlich, wobei er mir auch seinen ältesten Sohn David, der den Volvo vorher gefahren hat, vorstellte. Die Formalitäten wie Kaufvertrag und Bezahlung waren schnell erledigt und ich bekam eine Einweisung auf MEINEN Volvo vor der Tür. War ein tolles Gefühl endlich in meinem Volvo zu sitzen. Ziemlich aufgedreht fuhr ich dann ins Hotel und so langsam spürte ich eine regelrecht bleierne Müdigkeit, denn die Anspannung und Aufregung der letzten Tage und Wochen fiel langsam von mir ab.

Am Dienstag morgen, nach dem Frühstück fuhr ich dann erstmal zum einkaufen um für daheim ein paar Dinge zu besorgen, die ich in Deutschland nicht bekomme. Ich habe mich noch kurz mit Sigge getroffen um mich zu Verabschieden und brach dann nachdem ich beim tanken war, zu meiner Heimreise nach Deutschland auf. Bei einem Tankstop in Südschweden beschloß ich spontan, in der Nähe von Wismar noch eine Nacht dranzuhängen und Katja besorgte mir ein tolles Hotel unweit der Autobahn. Vor Ankunft im Hotel wollt ich nochmals volltanken, jedoch hatte die Autobahntankstelle Probleme mit den Zapfsäulen ( was sich im nachhinein als Glücksfall herausstellt ) so daß ich dann erst kurz vorm Hotel eine Tankstelle fand und für den Liter Super sage und schreibe 20 (!) Cent weniger verlangte als die Tankstelle auf der Autobahn !! Anschließend für ich in mein Hotel in dem Ort Dorf Mecklenburg.

http://www.hotel-mecklenburger-muehle.m-vp.de/

Die restliche Heimreise am Tag später verlief ohne Probleme und auch dem Schweden tat die lange Fahrt sichtlich gut und er lief ruhiger und leiser als bei Antritt der Fahrt. Nachmittags um drei war ich dann zu Hause und bereitete schon alles für den nächsten Tag beim Landratsamt für die Zulassung in Deutschland vor.

Am Donnerstag ging es dann mit mulmigem Gefühl Richtung Zulassungsstelle. Eine nette und hilfsbereite Mitarbeiterin erstellte mir dort eine Liste mit den Dokumenten und Papieren, die ich noch besorgen müsste um eine deutsche Zulassung zu bekommen. Eigentlich fehlte nur das Datenblatt und eine deutsche Haupt und Abgasuntersuchung vom TÜV. Ohne lange zu Überlegen setzte ich mich in den noch schwedischen Schweden und fuhr kurzerhand zm TÜV nach Ingolstadt. Dort war zu diesem Zeitpunkt nichts los und so konnte ich ohne Wartezeit mein Anliegen vorbringen. Die Dame an der Auftragsannahme meinte ich müsste das sogenannte CoC-Papier ( Certificate of Conformity ) beim Hersteller anfordern, was jedoch ein paar Tage dauern würde...freundlich teilte ich ihr mit daß ich dazu keine Zeit hätte, da der Wagen noch auf Schweden zugelassen wäre und am Freitag, also einen Tag später abgemeldet werden würde und ich dann keine Möglichkeit mehr hätte das Auto zur Hauptuntersuchung zu bringen. Zur Antwort bekam ich ... ein Schulterzucken :-/ Zu meinem glück hörte einer der Sachverständigen mein Problem und binnen 3 (!) Minuten hatte ich mein Datenblatt ( die beim TÜV haben da nämlich auch Zugriff drauf ), bezahlte stolze 162 € und durfte direkt zur Hauptuntersuchung.  Mir wurde übel. Normalerweiseschaut man sein Fahrzeug ja vorher ein wenig durch, Reifenprofil, eventueller Ölverlust, Lichtkontrolle etc.... ich hatte ja so gesehen gar nichts gemacht, da ich ja direkt zum TÜV gefahren bin OHNE irgendetwas nachzusehen.... Ich erwartete meinen persönlichen Supergau in der Form, daß doch einiges im Argen lag.... dann die Erösung : OHNE MÄNGEL !!!!!!!!  Ein wenig Smalltalk mit dem Prüfer entspannte mich ein wenig und er meinte, ich solle den Wagen gut behandeln, denn der ist in einem Zustand als wäre er direkt aus der Fabrik gerollt Zitat : " der sah neu wohl auch nicht besser aus " Zitat Ende Mit einem breiten Grinsen fuhr ich zugegeben maßlos erleichtert nach Hause.  Der Schwede hatte somit den " Einbürgerungstest " bestanden !!!!!

Es war also soweit....am Freitag früh hab ich dann erstmal die schwedischen Nummernschilder entfernt und bin mit allen erforderlichen Papieren wieder zur Zulassungsstelle nach Vohburg gefahren. Dort musste ich lediglich eine handschriftliche Bestätigung schreiben, daß die schwedischen Nummernschilder noch von mir zwecks Zurücksendung nach Schweden zur Vorlage bei der dortigen Zulassungstelle benötigt wurden....war kein Problem :-) Da ja bekanntlich alles seinen Preis hat durfte ich zum Kassenautomaten und anschließend zum Kennzeichen machen lassen. Das ging alles recht zügig und kurze Zeit später hatte ich meinen Volvo im wahrsten Sinne des Wortes, mit Brief und Siegel eingebürgert  !!!!  E R L E D I G T  !!!!

NACHTRAG :

 

Weil der Schwede ja erst ab April gefahren wird, haben wir ja reichlich Zeit, um ihn auf Hochglanz zu bringen. Angefangen haben wir mit den Türinnenseiten und den Türscharnieren... wenn wir dann mit dem Putzen fertig sind sollen hinten noch die Scheiben mit tiefschwarzer Tönungsfolie verdunkelt werden sowie die orginalen aber etwas unschönen Felgen mittels Pulverbeschichtung oder einer interessanten zum Fahrzeug passenden Lakierung aufgehübscht werden..... Es ist lang hin bis April.....

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© Dirk Brass